Adieu, Monsieur Claude Dupuy

24.02.20

Wir trauern um Claude Dupuy aus Fondettes,  der am 26. November 2019 im Alter von 84 Jahren gestorben ist. Er war viele Jahre im Vorstand des Comité de Jumelage des Fondetter Partnerschaftsvereins in verschiedenen Funktionen als Beisitzer, stellvertretender Schatzmeister und auch als Vize-Präsident. Der Hobbyjäger knüpfte die ersten Kontakte zu Mitgliedern der Nauroder Gemeindevertretung, die mit dem damaligen Nauroder Bürgermeister Heinz Rieth an der Spitze auf Einladung von Bürgermeister Jean Roux an den Feierlichkeiten zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli 1974 in Fondettes teilnahmen. Bei dieser Gelegenheit lud Gemeindevertreter Günter Schauß die Fondetter Jäger zu einer Treibjagd nach Naurod ein. Die chasseurs waren Feuer und Flamme von der tollen Idee und setzten sofort alle Hebel in Bewegung, um diesen Vorschlag zu verwirklichen.  Nach der Überwindung großer Schwierigkeiten aufgrund zahlreicher bürokratischer Hürden, wobei sowohl die französische als auch die deutsche Botschaften eingeschaltet werden musste, erhielten die Fondetter Jäger erst am Tag ihrer geplanten Reise gegen 15 Uhr die offizielle Genehmigung zur Abfahrt mit dem Zug um 19.38 Uhr am Bahnhof in Tours.  Zur Delegation gehörten außer dem Bauleiter Claude Dupuy der Vertreter Marcel Cornet, der Stadtverordnete und Kükenzüchter Hubert Degenne, der Rathaussekretär Émile Georgin, der Bauunternehmer Daniel Leroux und der Fondetter Arzt und spätere Bürgermeister Dr. Joseph Masbernat. 

In dem mir von Frau Raymonde Dupuy übersandten Bericht beschreibt ihr Ehemann die Reise der Gruppe von sechs Fondetter Jägern vom 25. bis 28. Oktober 1974.  Lobend erwähnt er die herzliche Aufnahme bei Nauroder Familien nach der anstrengenden, nächtlichen Zugfahrt mit mehrmaligem Umsteigen. Er drückt auch sein Erstaunen über den nach seiner Meinung strengen Jagdaufseher und seine Bewunderung für das deutsche Jagdbrauchtum aus. Feucht-fröhlich ging es anschließend beim Schüsseltreiben in der Jagdhütte in der Alsbach zu. Bei Hubert Müller im „Weißen Roß“ und im „Bergrestaurant Kellerskopf“ lernten die Gäste die örtlichen Speisen, deutsches Bier und Rheingauer Riesling  kennen und schätzen. Natürlich durfte eine Besichtigung der Hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden im Programm nicht fehlen. Äußerst beeindruckt von der zum ersten Mal erlebten Gastfreundschaft, traten die Fondetter Jäger nach dreitägigem Aufenthalt die Rückreise in die Touraine an. Bei seinen späteren Besuchen in Wiesbaden  vertiefte  Claude Dupuy die privaten Beziehungen zu einigen Nauroder Familien, so dass sich bald eine dauerhafte, herzliche Freundschaft entwickelte. 

Nach 45 Jahren der lebendigen Partnerschaft können wir stolz sein auf viele Hunderte von Begegnungen zwischen einzelnen Personen, Jugendlichen, Familien, Gruppen und Vereinen  - ursprünglich nur zwischen Naurod und Fondettes - seit 1977 zwischen Wiesbadener und Fondetter Bürgern.

Aber es bleibt festzuhalten: Die ersten, die es wagten, zur Jagd in die Taunuswälder um Naurod aufzubrechen, waren neugierige und mutige französische Jäger, wie Claude Dupuy.  Und das war bereits ein halbes Jahr vor der feierlichen Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde während des Äppelblütefestes am 11. Mai 1975. 

 

Bernd Siebold