Lebendige Partnerschaft auf dem Rad – Nauroder und Fondetter Mountainbiker auf Ostsee-Tour

30.07.19

40. Radetappenfahrt_GruppenfotoEs war ein lang gehegter Wunsch der französischen Mountainbiker vom A.S.F., dem Fondetter Pendant des RV Wanderlust in Naurod: Einmal an der Ostseeküste – dem mer Baltique – mit dem Rad unterwegs sein! Dieses Jahr ging dieser Traum in Erfüllung. Die 40. Radetappentour des RV Wanderlust, unterstützt von den Läufern der TG Naurod, führte 25 Deutsche und Franzosen von Eberswalde bei Berlin ins polnische Stettin, um das Stettiner Haff herum und dann immer weiter nach Westen bis zur Mündung des Nord-Ostsee-Kanals bei Brunsbüttel in die Elbe. 

Eine Tour von über 600 km auf dem Rad bietet zahlreiche Gelegenheiten für erst- und einmalige Eindrücke. So war für die meisten Fondetter der kurze Abstecher nach Berlin das erste unvergessliche Erlebnis. Auch wer Berlin schon zu kennen glaubte, sah bei der dreistündigen Bootstour über Spree und Landwehrkanal u.a. durch das Regierungsviertel und Kreuzberg manch prächtiges Gebäude oder auch weniger prächtige Funktionsbauten zum ersten Mal – und lernte, dass Berliner Brücken sehr niedrig sein können. 

Startpunkt der Tour war Eberswalde bei Berlin. Von hier ging es den Oderradweg entlang hinüber nach Polen – ein unmerklicher Grenzübertritt, da nur unauffällige Grenzmarkierungen diesseits und jenseits der Oder in Erinnerung riefen, dass man sich entweder in Deutschland oder in Polen befand. Eine wunderbare Erfahrung, dass Europa so funktionieren kann! Und wie weit man im Osten war, machte der frühe Sonnenaufgang um 4:30 Uhr eindrücklich deutlich. 

Der nächste Höhepunkt waren die alten Seebäder an der Ostseeküste auf Usedom, wie Ahlbeck, Heringsdorf oder Zinnowitz, mit ihren beeindruckenden Seebrücken. Nicht jeder ahnte wohl, welch abwechslungsreiche Topografie die letzte Eiszeit geschaffen hat, aber Abfahrten mit einem Gefälle von 16 % waren die Belohnung für manchmal schweißtreibende Anstiege auf sandigen Waldwegen. 

40. Radetappenfahrt_StrandwegDer Zeitplan war straff, und so war das Meer oft nur von weitem zu sehen, über den Deich und die Zuwege zum Wasser entlang, immer vom Rad aus. Weitere Ostseebäder auf dem Darß wurden bei stets strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen passiert, ebenso Ahrenshoop und Dierhagen, bis endlich in Warnemünde Zeit für einen Ausflug an den Strand war: ein perfekter Abend mit Sonnenuntergang direkt am Meer, Zeit zum Baden und einem harmonischen Ausklang bei bestem Essen. Eine wesentliche Erkenntnis der Fondetter Freunde war, dass es an der deutschen Ostseeküste eigentlich genauso schön ist wie an der französischen Atlantikküste – mag allerdings sein, dass dort der Rotwein besser und das Sommerwetter beständiger ist. 

Dass 30 Grad und anhaltender Sonnenschein doch nicht so typisch für die deutsche Ostseeküste sind, zeichnete sich am nächsten Abend ab, als in Lübeck tatsächlich Gewitter und Regen die Stadtbesichtigung zu einem späten und kurzen Vergnügen machten. Nach einem kurzen Autotransfer bis zum Beginn des Nord-Ostsee-Kanals in Kiel ging es am nächsten Tag wieder aufs Rad, diesmal bei deutlich veränderten meteorologischen Rahmenbedingungen mit 18 Grad und vielen Wolken. Die letzten knapp 100 Kilometer führten nun immer am Kanal entlang, der jährlich von mehr als 30.000 Schiffen passiert wird. Nur an diesem Tag wohl nicht, denn von den erwarteten zahlreichen Hochseeschiffen zeigte sich nur ein einziges, passenderweise unter der beeindruckenden Eisenbahn-Hochbrücke von Rendsburg. Schließlich, an Rad-Tag sieben, war Brunsbüttel in Sicht, dann die beeindruckende Zufahrt von der Elbe in den Kanal, und damit auch das Ende dieser Radetappenfahrt. Spätestens in zwei Jahren geht es weiter, denn dann planen die Fondetter schon den 20. Jahrestag der ersten Radtour von Naurod nach Fondettes. 

Text: Dr. Martina Schaad

Fotos: Thomas Reuter