Das Leben zu Corona-Zeiten in Fondettes - Ein sympathischer Brief des Bürgermeisters und die aktuelle Situation

19.01.21

Corona-Zeiten in Fondettes_Flaggenparade am RathausDie Bürger in unserer französischen Partnerstadt Fondettes in Zentralfrankreich müssen, wie auch wir, Einschränkungen in ihrer Lebensführung ertragen, die von der Regierung aufgrund der Covid-19 Pandemie für erforderlich gehalten werden und die in allen Städten und Gemeinden umgesetzt werden müssen. Dennoch waren zu Beginn des „Confinement“ viel strengere Regelungen zu beachten, als jetzt. Monatelang waren fast alle Geschäfte geschlossen, und die Bewegungsfreiheit der Menschen war sehr eingeschränkt. Tagsüber gab es eine Ausgangssperre. Für unaufschiebbare Besorgungen im nächsten Lebensmittelgeschäft, für Arztbesuche oder Fahrten zur Arbeitsstätte mussten Passierscheine auf einem behördlichen Formular selbst ausgestellt werden, auf denen der Grund des Verlassens der Wohnung, die genaue Uhrzeit und die voraussichte Rückkunft angeben wurden. Spaziergänge, touristische Ausflüge oder Fahrten über eine vorgeschriebene Entfernung hinaus waren unzulässig. Bei mehrmaligem Verlassen der Wohnung an einem Tag mussten die Berechtigungsscheine sogar mehrmals ausgestellt werden, die von den Ordnungsbehörden auch streng kontrolliert wurden. Bei Missbrauch drohten Sanktionen. 


Sympathischer Brief des Fondetter Bürgermeisters 

Um diese schwiege Zeit insbesondere für ältere oder kranke Menschen zu erleichtern, hatte sich der Fondetter Bürgermeister Cédric de Oliveira bereits im November in einen persönlichen Brief an alle Bürger der Wiesbadener Partnerstadt gewandt, sie zur Besonnenheit aufgerufen und ihnen praktische Angebote zur Unterstützung bei der Bewältigung der Covid-19 Pandemie angeboten. Sein Schreiben beginnt folgendermaßen: 

„Meine Dame, mein Herr, und liebe Fondetter (handschriftlicher Zusatz),

seit dem 30. Oktober 2020 muss sich unser Land mit einer neuen Phase der Einschränkung beschäftigen. Daher ist es mein Wunsch, mich persönlich an Sie zu wenden, um in dieser Zeit der Wachsamkeit an Ihrer Seite zu stehen.

Diese Einschränkung bedeutet jedoch nicht, dass es an Solidarität mangelt. Ganz im Gegenteil, es gilt, sich in dieser schwierigen Phase um Alle zu kümmern, insbesondere um ältere und isolierte Menschen. um soziale Bindungen zu bewahren und um die Grundbedürfnisse zu erfüllen.

Ich versichere Ihnen, dass die Stadt Fondettes an Ihrer Seite ist, und dass sie eine Reihe von wichtigen Maßnahmen in Gang gesetzt hat, um Sie zu begleiten“. 

Danach folgt die Auflistung der Hilfsmaßnahmen, die die 11.000 Einwohner zählende Stadt bei Tours an der Loire ihren Bürgern anbietet: 

Besorgen von Einkäufen, Medikamenten und Artikeln des täglichen Bedarfs und Lieferung nach Hause während der ganzen Woche nach einfacher Anfrage. 

Fahrdienst jeweils für eine Person je Haushalt die ganze Woche über zum Besuch von Ärzten, Erledigen von Behördengängen, Einkaufen von Lebensmitteln und Friedhofsbesuche. 

Nachhause-Lieferung des in der Zentralküche von Fondettes für eine oder mehrere im Haushalt lebende Personen hergestellte, geschmackvolle Mittagessen (nach vorheriger Bestellung). Eine Kündigung ist jederzeit möglich. Der Menupreis richtet sich nach den Einkommensverhältnissen. 

Kostenlose professionelle psychologische Beratung und Unterstützung an jedem Samstag Vormittag nach telefonischer Anfrage im Rathaus. 

Personen, die sich einsam oder schwach fühlen, können sich in ein Gemeinderegister eintragen lassen, um eine ganz persönliche Betreuung in schwierigen Situationen zu erhalten. Wenn sich die Lebensumstände bessern. erfolgt eine Löschung der Daten. 

Zum Schluss seines Briefes dankt der Bürgermeister allen Fondettern für die gemeinsamen Anstrengungen und versichert erneut seinen Beistand und seine Unterstützung in dieser beispiellosen Situation, mit der alle konfrontiert sind.

Er beendet seinen Brief mit den Worten:

“Passen Sie auf sich und Ihre Lieben auf“ und fügt handschriftlich hinzu:

„Ich bleibe an Ihrer Seite!“ 

Der Bürgermeister von Fondettes

Cédric de OLIVEIRA

 

Wie ist die aktuelle Situation?

Diese vom Bürgermeister initiierte Unterstützung für Fondetter Bürger, die 71 Jahre und älter oder benachteiligt sind, hat eine sehr positive Resonanz erfahren. Die ganz praktische Hilfe wird gemeinsam von städtischen Angestellten und Freiwilligen erfolgreich umgesetzt. Hierin zeigt sich, dass unsere Partnerstadt ein gutes Beispiel für gelebte Solidarität ist. 

Was die persönlichen Einschränkungen der Menschen betrifft, konnten vom 14. Januar 2021 einige Lockerungen erfolgen. So haben seitdem alle Geschäfte in Fondettes wieder geöffnet, der Unterricht in den Schulen findet regulär statt und alle Kindergärten haben geöffnet. Geschlossen bleiben dagegen Theater, Museen, Kinos, Restaurants, Bars, Sporthallen, Schwimmbäder und Sportplätze. Individueller Freizeitsport oder Spaziergänge in kleinen Gruppen sind erlaubt, wenn der Mindestabstand von einem Meter gewahrt wird.

Die Bedeckung von Mund und Nase ist sowohl in Geschäften und Bussen als auch außerhalb vorgeschrieben. Die Einschränkung der Bewegungsfreiheit gilt nicht mehr tagsüber. Von 18 Uhr abends bis 6 Uhr morgens besteht jedoch weiterhin eine Ausgangssperre. Auf die Frage, wie die Bevölkerung mit dieser Situation zurecht kommt, antwortet Martine Choplin, die Frau des Fondetter Partnerschaftspräsidenten:

„Wir Älteren haben da kaum Probleme. In dieser noch dunklen Jahreszeit bleiben wir eben zuhause und gehen früh zu Bett. Für die Jüngeren ist das schwieriger. Sie vermissen, dass sie sich abends nicht mehr treffen können.“

 

Bernd Siebold

Corona-Zeiten in Fondettes_zentrale Bushaltestelle